Deutschlands Wälder
Mit 11,5 Millionen Hektar bedeckt der Wald fast ein Drittel Deutschlands. Das macht ihn nach der Landwirtschaft zur zweithäufigsten Landnutzungsform – und zu einer unverzichtbaren Ressource. Wälder sind Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Erholungsraum für Menschen und ein zentraler Bestandteil für Klimaschutzmaßnahmen zu Minderung des Klimawandels. Die vierte Bundeswaldinventur (BWI 4), die 2020-2022 von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung erhoben wurde, zeigt, dass die Waldfläche seit 2012 leicht zugenommen hat – ein Erfolg nachhaltiger Bewirtschaftung und Wiederaufforstung.
Doch die Vergrößerung der Waldfläche allein reicht nicht aus, sondern es geht auch um die Gesundheit der Wälder, denn viele Wälder sind stark geschädigt oder liegen aufgrund von Klima- oder Schadensereignissen brach. Vor allem private Waldbesitzende, die knapp die Hälfte des Waldes in Deutschland verwalten, stehen oft vor großen Herausforderungen. Es fehlt an Wissen, Ressourcen und Unterstützung, um ihre Flächen nachhaltig zu pflegen oder klimaresilient umzubauen. Der Wald in Deutschland hat einen Holzvorrat von 3,7 Milliarden m³ oder 335 m³ je Hektar. Allerdings ist der Kohlenstoffvorrat seit der letzten Bundeswaldinventur um 41,5 Millionen Tonnen (3 %) zurückgegangen. Seit 2017 hat sich der Wald von einem wichtigen Kohlenstoffspeicher in eine Kohlenstoffquelle verwandelt. Besonders alarmierend ist der Rückgang des Zuwachses aufgrund der Dürrejahre und der Kalamitäten der letzten Jahre.
In Deutschland stehen etwa 90 Milliarden Bäume, von denen schätzungsweise 30-40% geschädigt sind. Das bedeutet, dass mindestens 27 Milliarden Bäume allein in Deutschland betroffen sind.
Brachliegende Flächen im Sauerland, sowie brachliegende Waldflächen des WeReforest-Projekts in Trais-Münzenberg
Waldverteilung und Nutzung in Deutschland
Die Verteilung der Waldflächen spiegelt die Vielfalt der deutschen Landschaft wider: Während Rheinland-Pfalz und Hessen mit rund 43 % Waldanteil die Spitzenplätze belegen, ist Schleswig-Holstein mit nur 12 % vergleichsweise waldarm. Die Eigentumsverhältnisse sind dabei ebenso unterschiedlich wie die Nutzung.
Mit 48 % Privatwald dominiert diese Eigentumsform die Wälder Deutschlands. Besonders die klein-strukturierten Wälder stehen vor Herausforderungen, da viele Eigentümer:innen ihre Flächen nicht aktiv bewirtschaften können oder wollen. Gleichzeitig bieten diese Wälder Potenzial für Naturschutz und klimafreundliche Projekte.
Ein Großteil der Wälder bleibt jedoch ungenutzt: Auf etwa 43 % der Holzbodenfläche wurde in den letzten zehn Jahren kein Holz eingeschlagen. Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig gezielte Unterstützung ist, um Waldbesitzende zu ermutigen, ihre Flächen nachhaltig zu bewirtschaften. Projekte wie die von WeReforest können dabei helfen, brachliegende Flächen wiederzubeleben und den Waldumbau voranzutreiben.
Baumarten im Wandel
Die Baumartenzusammensetzung der deutschen Wälder hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Der Anteil von Laubbäumen wie Buche und Eiche hat sich seit der letzten Inventur um 7 % erhöht, während die Fichtenfläche um 17 % zurückgegangen ist. Die häufigsten Baumarten sind:
- Kiefer (22 %): Besonders verbreitet im nordostdeutschen Tiefland, gilt sie als vergleichsweise robust.
- Fichte (21 %): Prägend für die Mittelgebirge, jedoch stark durch Trockenheit und Schädlinge beeinträchtigt.
- Buche (17 %): Ein zentraler Bestandteil der naturnahen Wälder in Deutschland.
- Eiche (12 %): Sie sind besonders widerstandsfähig und standfest dank ihrer tiefen Wurzeln.
- Sonstige (28 %): Die restlichen 28 % verteilen sich auf 47 weitere Baumarten und Baumartengruppen.
Besonders erfreulich ist die Zunahme von Mischwäldern, die mittlerweile 79 % der bewaldeten Fläche ausmachen. Sie fördern die Biodiversität und erhöhen die Widerstandsfähigkeit der Wälder gegenüber Klimawandel und Schädlingen.
Wald als Lebensraum
Deutschlands Wälder gehören zu den artenreichsten Lebensräumen des Landes. Sie bieten Lebensraum für etwa 2.900 Pflanzenarten, 140 Wirbeltierarten und unzählige Insekten. Besonders das Totholz, dessen Menge in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Es dient als Lebensraum für spezialisierte Arten wie Pilze, Käfer und Vögel. Ein weiterer Schlüssel zur Biodiversität ist die Altersstruktur der Wälder. Mit einem Durchschnittsalter von 82 Jahren bieten die Wälder eine Vielzahl von Mikrohabitaten, von Spechthöhlen in alten Bäumen bis hin zu feuchten Bodenbereichen, die seltenen Arten Schutz und Nahrung bieten.
Herausforderungen durch den Klimawandel
Der Klimawandel stellt die Wälder vor immense Herausforderungen. Extremwetterereignisse wie Dürre, Stürme und Schädlingsbefall setzen den Beständen massiv zu. Besonders betroffen ist die Fichte, die durch ihre Anfälligkeit für Trockenstress und Schädlinge wie den Borkenkäfer weite Flächen eingebüßt hat. Aber auch Laubbäume wie die Buche und Eiche zeigen zunehmend Schäden. Der Holzvorrat wächst derzeit um 9,4 m³ je Hektar und Jahr, was etwa 101,5 Millionen m³ pro Jahr entspricht. Dies stellt einen Rückgang um 16 % im Vergleich zu früheren Jahren dar, was auf die Belastungen durch den Klimawandel zurückzuführen ist. Die Lösung liegt in einem langfristigen Waldumbau hin zu klimaangepassten und mehrschichtigen Mischwäldern. Baumarten wie Eiche, Esskastanie oder Douglasie, die besser an warme und/ oder trockene Bedingungen angepasst sind, werden dabei immer wichtiger. Gleichzeitig ist eine nachhaltige Waldbewirtschaftung erforderlich, die ökologische, wirtschaftliche und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt.
Die Zukunft der deutschen Wälder
Deutschlands Wälder stehen an einem Wendepunkt, denn die Zukunft der Wälder hängt davon ab, wie wir heute mit ihnen umgehen. Langfristige Anstrengungen von Politik, Wissenschaft, Forstwirtschaft und Gesellschaft sind notwendig, um sie zu bewahren und an die sich verändernden Bedingungen anzupassen. Ein klimaresilienter Wald, der die biologische Vielfalt erhält und gleichzeitig nachhaltig genutzt werden kann, ist ein entscheidender Beitrag zum Klimaschutz und zur Sicherung der Wälder für zukünftige Generationen. Neben dem Waldspeicher ist auch die Holzverwendung wichtig: Aktuell vermeidet die Nutzung von Holz etwa 5 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid-Emissionen pro Jahr, indem es energieintensive Materialien ersetzt. Dies unterstreicht die zentrale Rolle von nachhaltiger Forstwirtschaft und Holzverwendung für den Klimaschutz.
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